Den Schätzungen nach gab es im Mittelalter in Erfurt 2.000 Hektar Weinland, in Arnstadt 160-180 Hektar, in Meiningen 200-240 Hektar, Eisenach ohne Landgebiete 75 Hektar und in Jena 700 Hektar. Bei diesen Berechnungen wurden die Bistümer und Klöster mit einbezogen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gab es wohl kaum ein Dorf um Erfurt, in dem kein Wein angebaut wurde.

Als sicher gilt, dass der Weinanbau in der heutigen Form durch die fränkische Besiedlung von Westen her erfolgte. Träger in Erfurt waren die Stiftskirchen auf dem Domberg und das Benediktinerkloster auf dem Petersberg.
Im Jahre 1121 ordnete der Probst des “Severi” Stifts auf dem Erfurter Domberg die leibliche Verpflegung des “Canonici St. Servi” an und sprach dabei von der Anlage eines Weinberges. Das war die erste Urkunde zum Weinanbau im Stadtgebiet.
Im Chorgestühl von 1360 im Erfurter Dom sind Szenen der Arbeiten am Weinberg abgebildet.
In der Chronik aus dem Jahr 1166 des Erfurter Benediktinerklosters Peter und Paul, urkundlich 1060 vom Mainzer Erzbischof Siegfried I. gegründet, wurde von einem „Abundantia magna frumenti et vini“, von einem großen Überschuß an Früchten und Wein, berichtet. 
Weinberg an und um den PetersbergDas Petersbergkloster wurde großzügig mit Landgebieten ausgestattet. Der Erzbischof Ruthard von Mainz bestätigte in einer Urkunde im Jahre 1104 die Besitzungen von 24 Ortschaften. Der Erzbischof Heinrich I. bestätigte 1143 weitere 37 Orte wie Hochstedt, Linderbach, Büßleben und Kerspleben, dem Kloster.
So besaß das Petersbergkloster 1482 laut Erbzinsbuch 96 Acker Weinland allein in Tiefthal (hier ein „Alter Erfurter Acker“ mit 0,26 Hektar, das sind also 24,96 Hektar).
Zur Hebung der klösterlichen Einnahmen wurde der Wein verkauft oder in eigenen Schenken angeboten. Als Messwein wurde nur unverfälschter, ohne zusätzlichen Honig oder mit Holunderbeeren vermischter Wein verwendet. Der vermischte Wein nannte sich „Lautertränke“ oder „Klaret“.
Die Thüringer Landgrafen, thüringische Adelige und Klöster hatten ausgedehnte Lehen in Franken. Von dort kamen die „Weinhäcker“ – das sind Weinbergarbeiter – auch nach Erfurt. 1289 wurde die Zunft der „Weinschärter“ genannt, die hatten die Aufgabe die Fässer zu verladen. Die „Stempfer“ waren diejenigen, die die Trauben mit ihren Füßen zertraten. Es waren Lohnarbeiter, die allerdings als Handwerker angesehen wurden.
Als Folge der zwingenden Naturalabgaben an die Kirche pflanzten die Bauern auf ihrem Land reichtragende Weinstöcke und hatten somit bei guten Ernten gleich den Zehnten leicht erfüllt. Typisch für den alten thüringischen Weinanbau waren die Halbberge. Dieses System der hörigen Bauern bildete sich heraus, nachdem die Laienmönche (Arbeitsmönche), nicht mehr ausreichten, um den immensen Rebwuchs der Klöster zu bearbeiten.
Die Bauern, die diese Flächen bewirtschafteten, hießen „Halbwinzer“ oder „Halbteiler“, denn die Hälfte des Ertrages mussten sie an ihre klerikalen und später auch adligen Grundherren abgeben. Als Folge der Halbpacht, der sozialen Lage der Winzer und der Missernten wurde im Weinberg alles gepflanzt, was Menschen und Haustieren als Nahrung dienen konnte. Im Grunde war der mittelalterliche Weinberg eine Mischkultur aus Reben, Obstbäumen, Nussbäumen und Gemüse. Als Halt für die Reben diente Holz für verschiedene Klettergerüste, manche als einfache gekreuzte Stäbe, andere als Pergolen. Als einziges Element des modernen Weinanbaus fehlt damals der Draht.Ausnahmen bildeten einzelne Klosterweinberge, in denen vornehmlich auf Qualitätswein hingearbeitet wurde. Im Weinberg standen die Traubensorten im gemischten Satz also ohne Sortentrennung bis ins 19. Jahrhundert durcheinander. Die Trauben wurden alle zur gleichen Zeit geerntet. Über die Sorten ist nicht viel bekannt, überliefert ist, dass die roten Sorten beliebter waren.Genannt wurden Sorten wie Elbling, Gutedel, Heunisch, Hudler, Blauer Spätburgunder sowie Roter und Gelber Muskateller.
Gute Sorten wurden „Fränkische“ genannt, was auf den positiven Einfluss der fränkischen Weinbauern auf die Qualität der Weine hinweist.
Die Weinausfuhr regelte der Erfurter Zuchtbrief (S. SuG Nr. 31). Der Erfurter Wein wurde in beträchtlichen Mengen exportiert, was für seine Güte steht; er wurde gerne in Hamburg, Bremen und Lübeck getrunken. Er galt als herb, würzig und klar und war für seine Bekömmlichkeit bekannt. Der Förderer des Erfurter Gartenbaus, Christian Reichart (1685-1775), lobte den Erfurter Wein ebenfalls. Er sei gesünder und man bekäme nicht das „Podagra“ oder „St. Urbans Plag“, also die Zehengicht, wie vom ausländischen Wein.
Verbreitet war auch der Kelterbann. Dieser zwang alle die auf Pachtland Wein anbauten, ihren Wein eine Abgabe in eine Kelter oder Presse zu mosten. Der „Mainzer Hof“ des Erzbischofs hatte seine Bannkelter in Hochheim bei Erfurt.

Die Städte und das Bürgertum verhalfen im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts dem Weinanbau zu seiner höchsten Blüte. Kaiser Karl IV. hatte im Februar 1350 den freien Bürgern der thüringischen und meißnischen Städte erlaubt, Ritter- und Lehengüter zu erwerben. So wuchs der Wein nun auch an den Hängen der Cyriaksburg, am Roten Berg, am Steiger bis zu den Dreibrunnen und in sämtlichen Ortschaften um die Stadt Erfurt herum.
Im Mittelalter war Wein ein Alltagsgetränk. Auf der Grundlage des frühen klösterlichen Weinanbaus verbreitete sich die Rebe schnell innerhalb der Stadtmauern und darüber hinaus. So beschreib der Erfurter Chronist A. Kirchhoff aus dem 13. Jahrhundert das Stadtbild folgendermaßen: „Freundlich lächeln uns zu die üppigen Rebengelände, die überall die Anhöhen und Hügelrücken bedecken; sieht es doch aus, als lege sich fast ohne Lücke ein Kranz von Rebengrün um den äußersten Umring der Vorstadt. In diese selbst dringen noch die Weingärten hinein.“
Die Rebfläche der Erfurter Bürger im Umland betrug im Jahr 1620 5.285 Acker; „Alter Erfurter Acker“ – das entspricht 13.741 Hektar. Insgesamt gesehen war deshalb auch das innerstädtische Gebiet durch ein Geflecht von Weingärten geprägt. Auch ungünstige Lagen für den Anbau wie Nord- und Westhänge wurden genutzt. Vervollständigt wurde dieses Stadtbild durch eine Vielzahl an Schenken, die es fünf- bis sechsmal in jeder Straße und Gasse gab. In ihnen wurden freilich nur Weine aus Erfurt und Umgebung angeboten, denn es war aus wirtschaftlichen Gründen untersagt, fremden Wein im heimischen Keller zu lagern oder mit diesem zu handeln. Lediglich dem Rat der Stadt war es vorbehalten, ausländische Weine zu lagern und zu veräußern.
Erfurt erhob eine Weinsteuer, das „Ungeld“. Dabei wurde der Most an der Stadtgrenze besteuert. Im Jahr 1400 betrug das „Ungeld“ 14 Prozent der städtischen Gesamteinnahme.

Der in der Umgebung gepresste Wein, der Most, wurde in langen schmalen Fässern – die „Leite“, ein einzigartiges Erfurter Weinmaß – in die Stadt gefahren. Es wurden riesige Mengen registriert.

Danach gingen die Flächen durch einen verstärkten Getreide- und Futterpflanzenanbau verloren. Bis zu diesem Zeitraum hatte der Weinanbau eine große wirtschaftliche Bedeutung und war prägend für die Landschaft Thüringens. Nach den von Hansjürgen Müllerott erbrachten Forschungsergebnissen überflügelte die Rebkultur hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und finanziellen Bedeutung für die Stadt Erfurt bald den Waidanbau. Die einst im Mittelalter so reiche Stadt Erfurt, die in ihren Mauern den Kreuzungspunkt zweier großer Handelsstraßen aufnahm und dreimal so groß war wie damals Dresden, zweimal so groß wie Leipzig und dreimal größer als Mainz, ist nun gekennzeichnet durch den Weinanbau.

So gibt es einen Durchschnitt der Jahre 1502 bis 1656, nach dem in Erfurt pro Jahr 17.004,435 Hektoliter angeliefertWeinlese am Ringelberg um 1828 (Stadtarchiv Erfurt) wurden. Der höchste Ertrag wurde im Jahre 1504 mit 77.187,593 Hektolitern verzeichnet. Es gab die großen Wagen und die kleinen Karrenleiten. Die Leite enthielt meist 10 “Eimer”, also insgesamt 709,347 Liter. Leiten gab es wohl auch zu 5, 7, 8 und 12 Eimern. Das kleinste Weinmaß war das „Weinnösel“ mit einem Inhalt von 0,42 Liter.
Während der Lese gab es zwei bis drei Wochen Schul- und Gerichtsferien. Die Stadtflur war in der Erntezeit in “Hut” Bereiche eingeteilt. Die Hüter wurden unter Eid verpflichtet, die Traubenernte vor Dieben zu schützen.
Die preußische Landesregierung erließ 1821 eine neue Weinberg-Ordnung mit Anweisungen für neue Anlagen, für Schutz der Kultur, für Vorbeugungsmittel gegen Veruntreuung und Diebstahl sowie für Strafen bei Entwendungen. Weiter wurde die richtige Pflege und der Zeitpunkt der Lese bestimmt.
In der rund 3.000 Jahre währenden Weinbaugeschichte bildet der Zeitraum von 1800 bis 1900 den wohl interessantesten Abschnitt. Die Abschaffung des Zehnten, der Naturalabgabe, die auch bei Trauben bzw. Wein an die Herrschaft entrichtet werden musste, hatte enorme Auswirkungen auf die Qualität des Weines. Der Lesezeitraum wurde nicht mehr von der Herrschaft zum Zwecke der Kontrolle bestimmt, sondern der Reifegrad der Traube bestimmte den Lesezeitpunkt. In vielen Gegenden Deutschlands wurden Winzervereinigungen gegründet, um die aufgetretenen Probleme in der Vermarktung zu begegnen. Die ersten Zusammenschlüsse gab es in Sachsen 1799 und 1801, in Thüringen 1829.
Im Jahr 1863 wurden in Erfurt noch 106 Morgen im thüringischen Zoll- und Handelsverein verzeichnet; der preußische Morgen hatte rund 0,26 Hektar, das waren also 27,56 Hektar. Die Steuer wurde im darauf folgenden Jahr, sicher mangels Masse, eingestellt. Im Jahre 1878 registrierte man in ganz Mitteldeutschland nur noch 2.258 Hektar Weinfläche.

Als die aus Amerika eingeschleppten Krankheiten Oidium, Peronospora und die Reblaus 1887 in Mitteldeutschland auftraten, erholte sich der Weinanbau nur in Jena und im Saale –Unstrut - Gebiet wieder. Hier gibt es eine ungebrochene Weinbautradition. Thüringen zählt heute mit in das Weinanbaugebiet Saale - Unstrut.
1916 wurde der letzte Weinanbau in Erfurt erwähnt. 1935 ging der letzte Weinberg in Tiefthal ein und wurde gerodet. Nur auf der Schwellenburg standen 150 Reben. 1966 als letzte Notiz - letzte Reste von Weinpflanzungen auf der Schwellenburg.
Auf dem Petersberg kam es 1665 durch den vom Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn angewiesenen Ausbau zur Zitadelle zur Rodung von 8 Hektar Weinfläche. Seit 1991/93, also nach 330 Jahren liegt an gleicher Stelle, an der schon Benediktinermönche erfolgreich Wein angebaut haben, wieder ein Weinberg.

Angelegt wurde er als Schauweinberg durch Winzer aus Bechtheim beim Worms. Anlass war die Wiederbelebung der Weinpatenschaft zwischen Erfurt  und Bechtheim von 1935.
Der Weinberg am Petersberg ist als „eingetragener Weinberg“ im Weinbergregister Thüringens registriert. Durch den Verein „Erfurter Weinzunft 2002 e.V.“ wurde er im Jahr 2004 auf 0,23 Hektar erweitert. Der Verein Erfurter Weinzunft hat das Ziel, die Weinbautradition in Erfurt und Umgebung wieder tatkräftig zu beleben. Dabei wurde eine im Jahr 2005 in Hochstedt errichtete Schauanlage unterstützt. In Hochstedt verfügte das Petersbergkloster über ein Gut und nachweislich über Weinberge.

Anmerkung 2013 der Autor Zusatz:
Das Weinberghaus auf dem Roten Berg ist 1848 erbaut und bis Mitte 1940er Jahre als Ausflugslokal, genannt "Berggasthof" mit Weinberg genutzt worden. Die Familie Haage aus Erfurt hatte vermutlich um 1870 hier einen Weinberg im Besitz, wie aus einer Postkarte ersichtlich ist. Eine Bewirtschaftung durch Julius Reim und die Familie Fritz reicht bis in die 1940er Jahre.

Der Südhang hat eine Weinbergtradition die bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht. Zu sehen sind heute noch historische Trockenmauern aus Gipsgestein und das Weinberghaus als Lokal selbst. Auch im 20. Jahrhundert ist das Gelände, mit Unterbrechungen mit Reben bedeckt. Erste Anpflanzungen in Erfurt gab es wieder von 1952 bis 1963 auf dem Roten Berg, dem Zoogelände in Erfurt. Die Etiketten trugen den Namen "Affenschweiß". Seit Juli 1996 werden hier wieder 0,17 Hektar mit Weinreben als Weingarten angebaut.
So bleibt die Erkenntniss das es auf dem Roten Berg, und damit für Erfurt, es eine weinberglose Zeit im 20. Jahrhundert von insgesamt ca. 40 Jahren gab.

 

Holger Werner 2006