Aktivitäten

Ersatzpflanzung Mai 2020

In einem mehrtägigen Arbeitseinsatz haben Mitglieder der Erfurter Weinzunft im Mai 2020 einen durch den BUGA-Umbau weggefallenen Teil des bestehenden Weinbergs neu angepflanzt.

 

 „Das erste, was die meisten Besucher vom Petersberg wahrnehmen, wenn sie vom Domplatz aus nach oben schauen, ist eine gewaltige Festung – die Zitadelle Petersberg, 1665 auf Befehl des Kurfürsten und Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn als Zwingburg gegen die Stadt errichtet. Vom Domplatz aus betrachtet macht es der Petersberg dem Besucher nicht leicht. Wer das Plateau erreichen will, muss von dieser Seite einen ordentlichen Aufstieg bewältigen.

Ein Panoramaweg wird einen besonderen Blick auf die Stadt eröffnen. Vom Lauentor aus schlängelt er sich mit drei Prozent Steigung in Kurven den Berg hinauf. Als Schnellweg fungiert dann eine bequem begehbare Treppe. An der letzten Kehre des Panoramaweges wird der Gast auf einen gläsernen Aufzug treffen. So wird das obere Plateau barrierefrei erschlossen…“

So beschreibt die Bundesgartenschau GmbH auf ihrer Internetseite den neuen Weg. Der in den 90’er des letzten Jahrhunderts gepflanzte Weinberg westlich des beschriebenen Aufgangs findet keine Erwähnung. Da der Weinberg nicht Gegenstand des Bundesgartenschau - Konzeptes ist und dem Panoramaweg im Weg war, musste er zum Teil entfernt werden. Nicht nur den Mitgliedern, die bei der seinerzeitigen Neuanlage mitwirkten, blutete das Herz beim Anblick des umgepflügten Weinbergs. Als Ausgleich erhielt die Weinzunft Flächen auf dem Weinbergsplateau und einen Zuschuss für die Kosten sowie den Ernteausfall. Die Verantwortung für die Planung und Neuanlage blieb in Hand der Erfurter Weinzunft.

Im Mai 2020 war es dann soweit: Bei erwärmtem und abgetrocknetem Weinbergsboden wurden in einem Arbeitseinsatz, der insgesamt acht Arbeitstage umfasste, über 300 neue Reben gepflanzt. Die Auswahl umfasste vor allem die auch bislang vorhandenen klassischen Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau und Portugieser.

Nach ausführlicher Planung und Markierung der Zeilen und Stockabstände bereitete zunächst ein Bagger mit mechanischem Bohrvorsatz die Löcher für die Reben vor; der extrem steinige bzw. felsige Boden ließ dies jedoch nicht überall zu. Dann blieb nur die Möglichkeit, die Pflanzlöcher mit der Baggerschaufel aufzugraben. Die jungen Pflanzen erhielten frische Erde, einen stählernen Stab als stützendes Element und wurden angegossen. Nicht vergessen wurde die obligatorische Taufe beim Setzen der letzten Rebe. Auch wurden über 160 Pflöcke gesetzt, 70 Stabanker mit über 4.000 m Drahtsicherung für ein Drahtrahmengestell angebracht und mehr als 7 Kubikmeter Gartenerde auf der neuen Fläche verteilt. Bei sehr trockener Witterung versorgt ein neu installiertes Bewässerungssystem die Reben über den Sommer mit Wasser.

Der Arbeitseinsatz ging jedoch über die reine Weinbergsanlage hinaus: Eine besondere Attraktion bildet die neu errichtete Terrasse neben der historischen Kelter. Mit Aussicht auf den Domplatz und die Severikirche wird sie in Zukunft sicherlich den Mittelpunkt der Vereinstreffen darstellen.

Die nächsten Jahre muss der junge Weinberg intensiv gepflegt werden. Zum einen müssen die Pflanzen dazu erzogen werden, nach oben zu wachsen. Dies geschieht, in dem die jungen Reben an den Drahtrahmen angebunden werden und die Seitentriebe immer wieder ausgebrochen werden. Zum anderen muss der Weinberg vom Unkraut freigehackt werden; die maschinelle Unkrautbearbeitung würde die jungen Reben in Mitleidenschaft ziehen.

Im übernächsten Jahr bringen die Reben den ersten „Jungfernertrag“. Wenn alles nach Plan läuft, tragen die neu gepflanzten Reben im Jahr 2023 das erste Mal „richtig“ Trauben. Mit insgesamt ca. 400 alten und rund 300 neuen Reben werden wir dann hoffentlich die nächsten 30 Jahre die bisherigen Erntemengen erzielen. Und: Weine aus Trauben einer einmaligen Lage mit besonderer Qualität erzeugen!

  

Zahlen, Daten, Fakten Neupflanzung 2020

 

 

Gepflanzte Reben

327

Holzpfähle

74

Zwischenpfähle

92

Stabanker

69

Draht (m)

4.000

Erde (Tonnen)

7,5

Teilnehmer (Durchschnitt)

14

Materialkosten (EUR)

EUR 7.500,00

Arbeitstage

8

Arbeitsstunden (geschätzt)

896


Bild vom 16. Mai 2020 Ersatzpflanzung oberhalb vom Weinberg.

  Stefan Schneider, 22.06.2020