Presse

Freies Wort März 2011

Quelle: Freies Wort, Petra Binder Journalistin

Interview mit Klaus Dietrich (Vorsitzender des Vereins Erfurter Weinzunft).

Riesling vom Erfurter Petersberg - Erfurter Verein pflegt Tradition
des Weinanbaus in der Altstadt - Erstmals wird ein Riesling angeboten

Erfurt (dapd-lth)
K. Dietrich am Weinberg

Von Petra Binder

"Mit geübten Handgriffen biegt Klaus Dietrich im Weinberg des Vereins "Erfurter Weinzunft 2002" Zweige der Weinstöcke zurecht. Der Vereinsvorsitzende hilft so den Reben auf dem Erfurter Petersberg den richtigen Weg zu finden.
Das derzeit gute Wetter spielt den Winzern dabei in die Karten. 500 Reben verschiedener Sorten zeugen heute von der wiederbelebten Tradition des Weinanbaus mitten im Zentrum Erfurts, der hier bereits bis zum Bau der Zitadelle 1660 gepflegt worden war. Schon die Mönche des Erfurter Klosters Sankt Peter und Paul schätzten den Wein.

Heute erstreckt sich der kleine Weinberg auf rund 2.300 Quadratmetern auf dem Südhang des Petersbergs gegenüber dem Dom. 1991 hatte der Wiederaufbau des Weinbergs mit 198 Weinstöcken als Geschenk von Winzern aus Bechtheim begonnen. Die Kontakte zu den Rheinland-Pfälzern gehen auf die 30er Jahre zurück.

“Nach der Wende haben wir diese Verbindung wieder aufleben lassen”, sagt Ministerialrat Dietrich, der nach seiner Arbeit im Thüringer Sozialministerium gerne inmitten der Reben steht und Hand anlegt. “Da kann man richtig körperlich schaffen und weiß am Ende des Tages, was man gemacht hat”, sagt er und schmunzelt.

Der Sohn einer rhein-hessischen Winzerfamilie weiß wovon er redet. “Meine Kinder- und Jugendzeit habe ich nahezu in unseren Weinbergen verbracht. Umso schöner ist es, dass wir hier in Erfurt so etwas Geschichtsträchtiges wieder aufleben lassen konnten”, sagt Dietrich.

Im Frühjahr gibt es für die 20 Mitglieder des Weinzunftvereins, die sich zweimal im Monat an ihrem Berg treffen, noch viel zu tun. Der Boden muss gepflegt und gedüngt werden, es gilt, die Pflanzen vor Schädlingen zu schützen. “Die Trauben werden in unserem eigenen kleinen Weinkeller gelagert und von uns gepresst. Nur die Abfüllung wird dann extern von Profis durchgeführt”, erläutert Dietrich.

Mittlerweile liege der Ertrag bei Weißwein bei 250 bis 280 Litern und bei Rotwein bei etwa 90 bis 100 Litern. “Das entspricht einer Größenordnung von 320 beziehungsweise 120 Flaschen”, sagt Dietrich. In diesem Jahr bringt der Verein zudem erstmals einen Riesling auf den Markt. “Die Trauben haben drei Jahre gebraucht, bis wir sie nun zu diesem Weißwein verarbeiten können”, erklärt der Winzer.

Die anderen Weine tragen den Namen “Benedictus Cuvée”. “Benedictus” steht für den ehemaligen Klosterorden der Benediktinermönche auf dem Petersberg. “Cuvée” bedeutet, dass der Rebensaft aus mehreren Sorten besteht.

Die Hobbywinzer haben sich neben dem aktiven Weinanbau vor allem der Förderung und Weitervermittlung der Tradition von Weinanbau und Weinkultur verschrieben. “Unser Verein lädt auch zu einer Reihe von Veranstaltungen wie dem Rebschnittfest oder der Nicolausweinprobe ein. Verkostungen und Führungen sowie Vorträge zur Erfurter Weingeschichte gehören ebenso zu unseren Angeboten”, sagt Dietrich.

Die Winzerzunft gründete 1994 den “Orden der Tafelritter von der Taube und der Vernunft” wieder. “Um ihn führen zu können, mussten wir sogar eine Anfrage an das englische Königshaus richten, weil er bis zum König Heinrich IV. von England im Jahre 1399 zurückzuführen ist,” berichtet Dietrich.

Beitrag in

http://aktuell.meinestadt.de/erfurt/2011/03/29/riesling-vom-erfurter-petersberg/

http://nachrichten.t-online.de/riesling-vom-erfurter-petersberg/id_45334750/index