Aktivitäten

Fahrt nach Roßbach und Freyburg (Unstrut) 2020

 

Weingüter in Naumburg und Freyburg an der Unstrut waren die Stationen beim Vereinsausflug der Weinzunft Erfurt im August 2020.

„Treffpunkt am 29.08.2020 um 7.45 Uhr vor dem Haupteingang des Hauptbahnhofs!“ so lautete die unmissverständliche Anweisung der Organisatoren Andreas und Holger zum Start des diesjährigen Vereinsausflugs, denen bereits an dieser Stelle großer Dank gebührt.

Unter Einhaltung der erforderlichen Corona – Hygienebestimmungen ging es an diesem sonnigen Sonntag Ende August zunächst mit der Bahn über Naumburg nach Roßbach.  Nach einem kleinen Spaziergang erreichten wir das Familienweingut Hey - ein idyllischer Hof am Fuße des Naumburger Steinmeisters, wo uns der Inhaber, Matthias Hey, zur frühesten Weinprobe erwartete, die er bislang moderiert hätte, wie er erwähnte.

Zuvor zeigte er uns die hinter dem Haus liegende Parzelle und erzählte die Geschichte des Weinguts: Mit dem Kauf des Gutshofs und einer Parzelle in der historischen Einzellage Naumburger Steinmeister legten die Eltern, Sigrun und Reinhard Hey, 2001 den Grundstein für das heutige Weingut. Die alten Rebstöcke wurden vom Brombeergestrüpp befreit, Trockenmauern instand gesetzt und die steilen Terrassenlagen des Weinbergs wieder urbar gemacht. Der sehr mineralstoffreiche Muschelkalkboden und über 1600 Sonnenstunden im Jahr bieten ideale Voraussetzungen für filigrane und gleichzeitig ausdrucksstarke Weine.

Matthias Hey selbst ist nach seinem Oenologie-Studium in Geisenheim und Praxissemestern in Italien 2007 nach Naumburg zurückgekehrt. Die Liebe zum Wein, die Ehrfurcht vor der Natur und der eigene Anspruch, kompromisslos gute Weine zu erzeugen, treiben ihn bis heute an.

Teil der  Weinverkostung waren sensorische Themen sowie Fragen der Kellerwirtschaft. Auch bei den Weißweinen arbeitet er mit langen Maischestandzeiten und setzt größtenteils auf Spontangärung. Daneben lüftete er das eine und andere Geheimnis seiner Weinherstellung. Um seinem Ideal - sei es dem des leichten und filigranen Gutsweins oder dem der dichtgewebten und komplexen Lagenweine - so nah wie möglich zu kommen, war die Arbeit während der letzten Jahre auch vom Mut zum Experimentieren geprägt, um jedes Jahr Muschelkalk- und Buntsandsteinböden schmeckbar zu machen.

Einen Wein der Probe gilt es besonders hervorzuheben: Unter dem Namen ‹Breitengrad 51› setzen er und befreundete Weingüter neue Qualitätsmaßstäbe an Saale und Unstrut. Besonders hohe Anforderungen an die Trauben und ein strenges Auswahlverfahren sorgen dafür, dass nur die besten Weine eines Jahrgangs mit diesem Qualitätssiegel versehen werden. Die ‹Breitengrad 51›-Weine bilden die Spitze der trockenen Lagenweine als ausdrucksstarke und kraftvolle Vertreter gebietstypischer Rebsorten.

Nach dieser eindrucksvollen Moderation und anschließender Stärkung im Restaurant „Burgmühle“ nach Rückfahrt in Freyburg setzten wir die Weiterbildung im Herzoglichen Weinberg der Winzergenossenschaft Freyburg (Unstrut) eG fort.

Die Geschichte des Weinbergs lässt sich bis zum kursächsischen Steuereinnehmer Carl Gottlieb Barthel zurückverfolgen. Dieser ließ den Berg 1774 ausbauen, wobei das Weinbergshaus mit seiner Rokoko-Innenausstattung entstand. Von 1992 bis 2019 wurde der Weinberg durch den Naturpark Saale-Unstrut-Triasland bewirtschaftet. Anfang 2020 hat die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut die Bewirtschaftung übernommen.

Der Herzogliche Weinberg ist ein charakteristisches Beispiel für kleinteilig terrassierte Rebanlagen, von dem wir uns bei einer Begehung überzeugen konnten. In seiner heutigen Gestalt repräsentiert der Weinberg einen barocken Weingarten, so wie er Ende des 18. Jahrhunderts entstand.

Um 1925 ist der Weinberg mit Weißburgunder neu aufgerebt worden. Die ältesten Weinstöcke stammen noch aus dieser Zeit. In den letzten 12 Jahren ist auf einigen Terrassen der Bestand verjüngt worden. Auf der untersten Terrasse entstand eine Schaufläche mit 17 Sorten des Anbaugebietes und seltene, heute kaum noch im Anbau befindliche, Rebsorten zu finden. Hauptrebsorten sind Weißburgunder, Silvaner und in kleinerer Menge Blauer Spätburgunder, die wir bei  der anschließenden Weinprobe analysieren und bewerten konnten.

Der ursprünglich vorgesehene Aufbruch und Rückkehr mit dem Zug nach Erfurt wurde aufgrund des Umfangs dieser Aufgabe verschoben, wo der Vereinsausflug erst gegen 20.00 Uhr endete. Ein sehr gelungener Tag!

Stefan Schneider, 11.09.2020